Hoffnung auf resistente Aprikosen

Hoffnung auf resistente Aprikosen

Normalerweise kommen im Hochsommer die ersten Walliser Aprikosen in die Läden. Doch dieses Jahr ist alles anders. Klirrend kalte Nächte zerstörten im April praktisch die gesamte Aprikosenernte. Damit sich dies in Zukunft möglichst selten wiederholt, forscht Agroscope in Conthey seit einigen Jahren an resistenteren Aprikosensorten.

Dienstag, 14. September 2021

«Ich bin jetzt seit 30 Jahren Obstbauer. So etwas habe ich noch nie erlebt», sagt der Unterwalliser Obstbauer Emmanuel Chassot gegenüber dem «Tages-Anzeiger». Er wird in diesem Jahr keine einzige Aprikose ernten können. Schuld daran ist der kalte Frühling. Ende März sorgte das milde Wetter dafür, dass die Aprikosenbäume austrieben. Doch kurz darauf wurde es wieder eisig kalt. In der Nacht vom 6. auf den 7. April wurden in der Region minus acht Grad Celsius gemessen. Hinzu kamen Schnee und ein kräftiger Wind. «Wenn das alles auf einmal kommt, bist du verloren», sagt Chassot. In nur einer Nacht verlor er seine ganze Aprikosenernte. Vielen anderen Obstbauern erging es nicht besser. Das Walliser Landwirtschaftsamt rechnet in diesem Jahr mit nur 15 Prozent der üblichen Erntemenge.


Klimatischen Extremen, Pilzen und Schädlingen trotzen

In anderen Jahren hatten Walliser Obstbauern mit Schädlingen zu kämpfen, die ihre Ernten bedrohten. Zum Beispiel der Monilia-Pilz, der dazu führt, dass Früchte verfaulen. Oder die Schmierlaus, die sich vor einigen Jahren ausbreitete und auf den Aprikosen weisse Flecken hinterliessen. Wie Willy Giroud, Präsident der Walliser Landwirtschaftskammer dem «Tages-Anzeiger» sagt, habe man die Schmierlaus in den Griff bekommen. Doch gegen Naturgewalten wie Wind, Schnee und Kälte blieben die Bauern machtlos. Vielleicht gibt es für die Zukunft dennoch Hoffnung. In Conthey im Kanton Wallis arbeitet das Forschungsinstitut Agroscope seit einigen Jahren an resistenteren Aprikosensorten. Sowohl Aussehen als auch Geschmack müssen stimmen. Gleichzeitig braucht es jedoch Resistenzen gegen Krankheiten und klimatische Extreme.

Gut zu wissen

Der Obstanbau erfordert viel Fachwissen, sind die Kulturen doch vielfältigen Krankheiten und Schädlingen ausgesetzt. Einen Einblick in die Komplexität gibt das Pflanzenschutzbulletin Obst Mittelland der verschiedenen öffentlichen Pflanzenschutzfachstellen und Forschungsinsitute.

Ähnliche Artikel

Wird dieser Feldversuch die Gersten-Produktion revolutionieren?
Medien

Wird dieser Feldversuch die Gersten-Produktion revolutionieren?

Ab diesem Frühling startet in Zürich der erste Feldversuch der Schweiz, bei dem Pflanzen aus neuen Züchtungstechnologien zum Einsatz kommen. Konkret soll eine Sommergerste gezüchtet werden, die mehr Körner pro Ähre herstellt. Funktioniert der Versuch, dürfte die Technologie für die Schweizer Landwirtschaft von grossem Interesse sein.

Foie Gras ohne schlechtes Gewissen
Medien

Foie Gras ohne schlechtes Gewissen

Der Begriff Foie Gras ist häufig negativ behaftet. Grund dafür ist die Stopfleber-Produktion, bei der die Tiere grosse Qualen erleiden. Nachdem bereits Spitzengastronomen Rezepte mit ungestopfter Leber entwickelten, bietet nun auch die Migros «Happy Foie» an. Dabei handelt es sich um ein tierfreundliches Foie Gras, das geschmacklich genauso gut sein soll wie das Original. Patente dienen dabei dem Schutz der Erfinder.

Warum Vertrauen in die Wissenschaft so wichtig ist
Medien

Warum Vertrauen in die Wissenschaft so wichtig ist

Es ist essenziell, dass die Gesellschaft Vertrauen in die Forschung hat. Nur so kann sie ihr maximales Potenzial ausschöpfen und schliesslich gesellschaftliche Herausforderungen wie den Klimawandel oder eine Pandemie meistern. Aber es gibt auch kritische Stimmen: Ein Teil der Schweizer Bevölkerung hat wenig oder kein Vertrauen in die Wissenschaft. Wie die Forschung das Vertrauen der Menschen gewinnen kann, darüber haben vier Experten an einer «NZZ Live»-Podiumsdiskussion debattiert.

Pflanzenschutzmittel fehlen – und bald auch die ersten Gemüsesorten
Medien

Pflanzenschutzmittel fehlen – und bald auch die ersten Gemüsesorten

Die Gemüseproduzenten haben derzeit zu kämpfen. Grund dafür sind die fehlenden Pflanzenschutzmittel. Es werde zunehmend schwieriger, verkaufsfähige Produkte auf den Markt zu bringen. Einige Landwirte kommen gar derart an ihre Grenzen, dass sie die Produktion gewisser Gemüsesorten einstellen mussten.

Weitere Beiträge aus Medien