Moderater Konsum von Aspartam ist harmlos
Laut Einschätzung von Forschenden kann der häufige Konsum des künstlichen Süssstoffs Aspartam Krebs auslösen. Diese Nachricht hat im Sommer 2023 einige Aufmerksamkeit ausgelöst.
Dienstag, 15. August 2023
Gemäss «NZZ» reagieren Ernährungsexperten jedoch gelassen auf die Nachricht. Das hat einen einfachen Grund. Die Einschätzung als «möglicherweise krebserregend» allein sagt noch wenig aus. Entscheidend ist die Menge, die ein Mensch konsumiert. Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist nicht beunruhigt. Im Rahmen des normalen Konsums ist Aspartam harmlos. Wer ab und zu einen künstlich gesüssten Kaugummi kaut oder einen künstlich gesüssten Softdrink zu sich nimmt, hat nichts zu befürchten.
Die Menge macht das Gift
Grundlage für die Schlagzeilen war die Neueinteilung von Aspartam in die Kategorie «möglicherweise krebserregend» durch die Internationale Krebsagentur IARC. Im Glossar-Beitrag auf swiss-food zum Stichwort «krebserregend» wird die Einteilung der IARC diskutiert. Die unterschiedlichen Einordnungen beim Thema Kanzerogenität sind auch Gegenstand eines Newsletters. Die «NZZ» schreibt: «Wichtig zu wissen: Die IARC beurteilt nur, ob ein Stoff im Prinzip Krebs verursachen könnte. Sie berücksichtigt nicht, wie viel davon ein Mensch zu sich nehmen müsste, um ein Krankheitsrisiko zu haben, erklärte Mary Schubauer-Berigan. Sie leitet das für die Einstufung zuständige IARC-Monographs-Programm.»
Die Bedeutung von Grenzwerten
Das ist der entscheidende Punkt, der selbstverständlich nicht nur bei Aspartam, sondern auch bei anderen Stoffen wie Pestiziden gilt, welche die Internationale Krebsagentur bewertet. Allein das Label «möglicherweise krebserregend» sagt noch nichts aus. Die inhärente Toxizität, also die Gefahr allein, sagt nichts aus. Entscheidend ist, wie viel ein Mensch zu sich nimmt, also zum Beispiel, wie viel Substanz der Mensch unter realen Bedingungen aufnimmt. Das ist das Risiko: Die inhärente Gefahr mal die Exposition. Deshalb gibt es Grenzwerte. Bei Aspartam liegt der empfohlene Höchstwert bei 40 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Das sind laut «NZZ» bei einem 70 Kilogramm schweren Menschen neun bis 14 Dosen eines stark aspartam-haltigen Getränks täglich. Von moderatem Konsum kann man bei diesen Mengen nicht mehr sprechen.
Gut zu wissen
Gefahr: Bezeichnet die Möglichkeit, dass beispielsweise ein Ereignis, ein Gegenstand oder ein Stoff einen Schaden verursachen kann. So stellt eine Unebenheit in der Strasse eine Gefahr dar.
Risiko: Bezeichnet die Wahrscheinlichkeit, dass die Gefahr zu einem Schaden führt. So besteht für den Motorradfahrer ein Risiko, bei der Unebenheit zu stürzen. Dieses Risiko ist aber je nach Lichtverhältnissen, Wetter oder Fahrweise unterschiedlich hoch.
«Krebserregend»: Die EU und die Internationale Krebsagentur IARC kennen verschiedene Stufen, um den Grad der Wahrscheinlichkeit, dass etwas Krebs verursacht, einzuordnen.
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