Französische Winzer plädieren für neue Züchtungsmethoden

Französische Winzer plädieren für neue Züchtungsmethoden

Um traditionelle Rebsorten mit Resistenzen gegen Mehltau und Dürre ausstatten zu können, fordern französische Winzer die Zulassung der Genom-Editierung im Weinbau. Statt in langwierigen Verfahren neue Sorten zu züchten, können mit der Genschere Weinsorten optimiert werden, die bei Konsumentinnen und Konsumenten beliebt sind.

Montag, 7. Februar 2022

Das französische Weinportal «Vitisphere» widmet sich in einem Beitrag der Genom-Editierung im Weinbau. André Baniol, ein Winzer aus der Region Nîmes, forderte in einem offenen Brief an das französische Institut für Wein und Weinbau (IFV) sowie an das Landwirtschaftsministerium FranceAgriMer, die Restriktionen für die Genom-Editierung im Weinbau zu lockern. Durch die sehr präzisen neuen Züchtungstechnologien könnten bestehende Rebsorten robuster gegenüber Schädlingen und Dürren gemacht werden. Die Folge: Winzerinnen und Winzer müssten viel weniger Pestizide einsetzen, ohne die Vorteile der etablierten Weinsorten zu verlieren: «Die Rebsorten würden lediglich die Resistenzgene gegen Pilzkrankheiten erhalten, ohne ihre organoleptischen Eigenschaften wie Geschmack, Farbe, Aussehen, Geruch oder ihren Sortennamen zu verlieren, der der Schlüssel zum Marktzugang ist», sagt Baniol.


Vorteile für den Umweltschutz

Aynard de Clermont-Tonnerre, Generalsekretär der Versammlung der Europäischen Weinbauregionen (AREV) und Winzer, stimmt Baniol zu: «Im Gegensatz zu gentechnisch veränderten Organismen (GVO) ermöglichen die neuen Züchtungstechnologien geringfügige Veränderungen ohne unbekannte oder gefährliche Folgen», sagt er. Das Problem ist jedoch, dass die neuen Züchtungsmethoden wie die Genschere CRISPR/Cas9 in der EU seit 2021 denselben Regeln unterworfen sind wie GVO. Doch ohne die neuen Züchtungsmethoden sei das Ziel der EU – den Pestizideinsatz bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren – nicht zu erreichen: «Sich nicht zu bewegen, wäre eine ökologische Katastrophe», sagt de Clermont-Tonnerre. Ähnlich äusserte sich schon die deutsche Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Die Genschere in der Ökopflanzenzucht zu nutzen, hält sie für ein Gebot der Vernunft.

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