
Trockentoleranter Weizen aus Argentinien
Weltweit machen Hitzewellen den Anbau von Pflanzen zu einer grossen Herausforderung. Wassermangel und Trockenheit führen zu immensen Ernteverlusten für die Landwirtschaft. Weil Trockenperioden künftig häufiger werden, hat die Suche nach Sorten mit geringerem Wasserbedarf oberste Priorität. Ein trockentoleranter Weizen aus Argentinien verspricht Grosses.
Dienstag, 2. August 2022
Europa leidet unter enormer Hitze und Trockenheit. In einigen Gebieten gab es seit Wochen, teilweise sogar Monaten keinen Niederschlag mehr. Besonders betroffen ist der Süden des Kontinents. In Italien haben fünf Regionen den Dürrenotstand bis Ende Jahr ausgerufen. Der Po führt kaum noch Wasser. Und auch in Portugal, Spanien und Südfrankreich ist das Wasser knapp. Unter der Trockenheit leidet insbesondere auch die Landwirtschaft. Dürren vernichten grosse Teile der Ernten und stellen eine Bedrohung für die Ernährungssicherheit vieler Länder dar. Die Züchtung von Pflanzensorten, die mit weniger Wasser auskommen, ist daher für die europäische – aber auch die globale – Landwirtschaft ein wichtiges Ziel.
Gen für Trockenstressantwort identifiziert
Gute Nachrichten kommen diesbezüglich aus Argentinien, wo das Unternehmen Bioceres an einem trockenresistenten Weizen forscht. Bereits vor einigen Jahren hatten Forschende des Unternehmens das Regulatorgen HB4 bei Sonnenblumen identifiziert. Es steuert und koordiniert – unter vielen anderen Aufgaben – die Trockenstressantwort der Pflanze. Feldversuche mit Sojapflanzen, denen das HB4-Gen aus der Sonnenblume eingepflanzt wurde, haben gezeigt, dass die Pflanzen bei Trockenheit rund zehn Prozent höhere Erträge liefern als konventionelle Sorten. Die transgene Sojapflanze ist in Argentinien seit 2015 zum Anbau zugelassen.
20 Prozent mehr Ertrag bei Trockenheit
Ungefähr drei Viertel der weltweiten Sojaanbauflächen sind mit gentechnisch veränderten Sorten bepflanzt. Sie spielen vor allem bei der Produktion und dem Handel von Tiernahrung eine wichtige Rolle. Weizen spielt für die menschliche Ernährung eine weitaus grössere Rolle. Doch hier haben sich gentechnisch veränderte Sorten bisher noch kaum durchgesetzt. Der trockenresistente Weizen von Bioceres könnte dies ändern. Der HB4-Weizen der Firma lieferte in Feldversuchen bei Trockenheit einen 20 Prozent höheren Ertrag als herkömmliche Sorten. Der Weizen ist in Argentinien seit 2021 für den Anbau zugelassen.
Akzeptanz der Importländer entscheidend
Die Akzeptanz des Weizens in Importländern ist eine wichtige Voraussetzung für den grossflächigen Anbau. Seit 2021 haben wichtige Agrarstaaten wie Brasilien, Kolumbien, Neuseeland, Australien und zuletzt auch die USA dem HB4-Weizen ihre Importbewilligung als Futter- und Lebensmittel erteilt. In den Jahren 2021/2022 betrug die Anbaufläche in Argentinien bereits 53'000 Hektaren. Das Beispiel zeigt: Offenheit für neue Sorten und Technologien sind die Voraussetzungen, damit die Landwirtschaft dem Klimawandel trotzen kann.
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