
Warum Hauskatzen die Biodiversität bedrohen
In Schottland wird derzeit über ein Haltungsverbot für Hauskatzen diskutiert. Der Grund: Getrieben durch ihren Jagdinstinkt sind sie in der Lage, ganze Tierarten auszurotten. Auch in der Schweiz hat man die «Büsi»-Problematik auf dem Schirm.
Samstag, 15. März 2025
Sie sehen unschuldig aus, doch der Schaden, den sie anrichten können, ist enorm. Die Rede ist von Hauskatzen. Wie die «NZZ» berichtet, stellen sie eine ernst zu nehmende Bedrohung für die Biodiversität dar. Getrieben durch ihren natürlichen Jagdinstinkt sind sie in der Lage, ganze Tierarten zu gefährden oder gar auszurotten. Ihre Essgewohnheiten passen sie flexibel ihrer Umgebung an, weshalb sie nicht nur spezifische Arten, sondern alles, was kriecht oder fliegt, ins Visier nehmen.
In Schottland wird bereits über Haltungsverbote für Hauskatzen diskutiert, um den schädlichen Einfluss einzudämmen. Auch in der Schweiz ist die Debatte nicht neu. Der Verein Klimaschutz Schweiz schlug letztes Jahr ein Katzen-Moratorium vor, das Zucht und Import von Katzen verbieten soll, um das Wachstum der Population zu stoppen. Diese durch Menschen verbreitete invasive Spezies könnte somit reguliert werden.
Eindeutig sind Katzen nicht nur die liebenswerten Haustiere, für die sie oft gehalten werden. Eine amerikanische Studie aus der Zeitschrift «Nature Communications» zeigt, dass vor allem verwilderte Hauskatzen für den grössten Teil der durch menschlichen Einfluss getöteten Vögel verantwortlich sind. Weltweit jagen Katzen mehr als 2000 verschiedene Arten, wobei fast 350 von ihnen als bedroht gelten, was eine kürzlich ebenfalls in «Nature Communications» veröffentlichte Metastudie belegt.
Katzen töten jährlich 30 Millionen Vögel
In der Schweiz wird geschätzt, dass Katzen jährlich rund 30 Millionen Vögel sowie eine halbe Million Reptilien und Amphibien töten, so das Bundesamt für Umwelt. Diese Zahlen sind zwar umstritten, da sie auf Hochrechnungen basieren, doch klar ist: Katzen stellen ein ernsthaftes ökologisches Problem dar und sind weltweit für das Aussterben von mindestens 33 Arten verantwortlich.
Um den negativen Einfluss von Katzen auf die Wildtiere zu verringern, gibt es verschiedene Ansätze. Eine Massnahme, die sich als vielversprechend erwiesen hat, ist das Tragen von Halskragen mit auffälligen Farben und Glöckchen, die die Beute warnen, bevor die Katzen zuschlagen. Eine Studie zeigte, dass Katzen mit einer solchen Kennzeichnung 37 Prozent weniger Vögel fangen.
Eine andere Möglichkeit besteht darin, den Jagdtrieb durch eine proteinreiche Ernährung und tägliches Spielen zu befriedigen. Forschungen deuten darauf hin, dass solche Ansätze die Zahl der getöteten Wildtiere um bis zu einem Drittel reduzieren können.
Eins ist klar: Der Jagdtrieb von Katzen muss eingeschränkt werden. Glücklicherweise lässt sich ihr ökologischer Fussabdruck auch ohne drastische Massnahmen wie Hausarrest oder Verboten verringern. Solche Massnahmen hätten wohl auch kaum eine Chance – denn die Katzen-Lobby ist nicht zu unterschätzen: Gemäss «Tages Anzeiger» haben rund 30 Prozent aller Schweizer Haushalte mindestens eine Katze Zu Hause. Wenig erstaunlich, will kein Politiker dieses heisse Eisen anfassen.
Ähnliche Artikel

Hipster-Imkerei gefährdet Biodiversität
In Schweizer Städten boomt die Bienenzucht. Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner möchten damit einen Beitrag zur Erhaltung der Honigbiene leisten. Doch eine Studie der Forschungsanstalt WSL zeigt, dass die Hobbyimkerei nicht nachhaltig ist. Sie gefährdet die Biodiversität in Städten, indem die Honigbienen zunehmend Wildinsekten verdrängen.

Wie lässt sich Biodiversität effizient schützen?
Biodiversität ist eine wichtige Lebensgrundlage. Und das Thema ist sehr aktuell: Die Pflicht zur Ausscheidung von Biodiversitätsförderflächen in der Schweizer Landwirtschaft hat offensichtlich nicht die angestrebten Ziele erreicht. Die Artenvielfalt bleibt gemäss aktuellen Veröffentlichungen unter Druck. Dies ist Anlass für swiss-food, das Spannungsfeld Biodiversität und Landwirtschaft in den Mittelpunkt des periodischen Talks, der am 26. Juni stattgefunden hat, mit drei ausgewiesenen Experten zu stellen und Hintergründe auszuleuchten.

Mehr Bio bedeutet nicht mehr Biodiversität
Der Schlüssel zu mehr Biodiversität liegt gemäss einem Forscherteam der Universität Göttingen in einem landschaftlichen Mosaik an natürlichen Lebensräumen sowie kleinen und vielfältigen Anbauflächen.

Mit der Genschere in die Zukunft – bald auch in der Schweiz?
Die Genom-Editierung gilt als Hoffnungsträger für eine nachhaltigere, klimaresilientere Landwirtschaft. Doch die Schweiz zögert bei der Zulassung. Eine Volksinitiative verlangt gar deren Verhinderung. Doch was kann CRISPR wirklich leisten?

Weniger als 50 Prozent: Wie die Schweiz ihre Selbstversorgung verspielt
Die Schweizer Landwirtschaft steht massiv unter Druck. Wetterextreme, Schädlinge und immer strengere Auflagen setzen den Produzenten zu. Die Folge: Der Selbstversorgungsgrad sinkt dramatisch – besonders bei pflanzlichen Lebensmitteln. Um die Ernährungssicherheit in der Schweiz sicherzustellen, braucht es dringend wirksame Pflanzenschutzmittel.

Nur die halbe Wahrheit in der Gentech-Debatte
Wer nur Risiken sieht, bleibt blind für die Chancen einer neuen Technologie. Die Gentech-Gegner haben eine neue Umfrage zu den neuen Züchtungsmethoden vorgelegt, welche vielsagende Leerstellen aufweist.

«Das BLW lässt die produzierende Landwirtschaft im Stich»
Zunehmende Schädlinge, fehlende Mittel, wachsende Bürokratie – die Kritik der Bauern am Bund ist laut und deutlich. Die Schweizer Landwirtschaft stehe am Limit, berichtet der «Blick». Die Forderung: Es braucht endlich wieder wirksame Pflanzenschutzmittel.