
Genom-Editierung fürs Tierwohl
Britische Forschende konnten mithilfe der Genom-Editierung eingeschlechtliche Würfe bei Mäusen kreieren. Mit derselben Technik liessen sich in Zukunft auch gezielt nur noch weibliche Küken züchten. Das Töten männlicher Küken könnte so verhindert werden. Doch dazu müsste die Genom-Editierung auch in der Tierzucht zugelassen werden.
Mittwoch, 8. Dezember 2021
Die «BauernZeitung» berichtet über Genom-Editierung in der Tierzucht. So ist es Forschenden in Grossbritannien bei Mäusen gelungen, entweder ausschliesslich männliche oder ausschliesslich weibliche Nachkommen zu züchten. Mit der Genschere CRISPR/Cas konnten sie ein Gen deaktivieren, sodass weibliche oder männliche Embryonen in sehr frühem Entwicklungsstadium aufhören zu wachsen. Die Erkenntnisse könnten künftig auch in die Züchtung von Nutztieren fliessen – zum Beispiel in die Zucht von Legehennen. So ist es gegenwärtig üblich, männliche Küken zu töten, da aus ihnen keine Legehennen werden. Mithilfe der Genschere könnte das Kükentöten bald der Vergangenheit angehören, da sich das Geschlecht der Küken im Voraus bestimmen lässt. Doch bis das Verfahren bereit für die Zulassung ist, brauche es noch mehrere Jahre intensive Forschung.
Zweinutzungshühner: mehr Futter, weniger Ertrag
An ihrer Delegiertenversammlung hat sich Bio Suisse für ein Verbot des Kükentötens ab 2026 ausgesprochen. Gleichzeitig wurde auch die sogenannte In-Ovo-Technologie zur Geschlechtsbestimmung verboten. Mit der Technologie lässt sich im Brutei das Geschlecht des Kükens bestimmen. Bei männlichen Embryonen kann dann die Bebrütung des Eis abgebrochen werden. Mit dem Entscheid fokussiert sich Bio Suisse auf das Zweinutzungshuhn. Weibliche Tiere werden zu Legehennen, von männlichen Tieren kann das Fleisch genutzt werden. In Sachen Nachhaltigkeit schneidet das Zweinutzungshuhn jedoch schlecht ab. Legehennen legen weniger Eier und die Hähne setzen weniger Fleisch an als moderne Masthühner. Hinzu kommt, dass Zweinutzungshühner mehr Futter benötigen als Hochleistungshühner. Bei grösserem Futterbedarf sinkt also die Produktivität der Hühner.
Die Genom-Editierung wäre für Bio Suisse eigentlich die ideale Lösung. Sowohl das Kükentöten als auch die Nachhaltigkeitsprobleme der Zweinutzungshühner liessen sich damit verhindern. Auch die Behandlung mit genetisch modifizierten Impfstoffen könnte Tierleid verhindern. Doch Bio Suisse lehnt die Gentechnik entschieden ab. Zu Ungunsten der Nachhaltigkeit.
Sources
Genom-Editierung in der Tierzucht
Genom-Editierung kann auch generell in der Tierzucht von Vorteil sein. So kann mit besserer Genetik und mehr Fütterungseffizienz die globale Erwärmung massgeblich beeinflusst werden. Und Tiere können mit Resistenzen gegen Viruserkrankungen ausgestattet werden.
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