«Pestizide vergiften unser Essen»

«Pestizide vergiften unser Essen»

Gemessene Rückstände von Pflanzenschutzmitteln werden in den Medien gerne skandalisiert. Die Tatsache, dass diese Rückstände weit unter den Werten liegen, die einen Einfluss auf unsere Gesundheit haben könnten, bleibt dabei meist unerwähnt. Ebenso, dass Pestizide die Produktion von gesunden Lebensmitteln für breite Bevölkerungsschichten überhaupt erst ermöglichen und somit viel zur Volksgesundheit beitragen.

Dienstag, 23. Februar 2021

Das Wichtigste in Kürze:

  • Hohe Sicherheitsmargen gewährleisten einen sicheren Genuss.
  • Konsumentinnen und Konsumenten können Schweizer Lebensmittel aus konventionellem Anbau jederzeit bedenkenlos konsumeieren.
  • Viele giftige Pilze, Krankheitserreger und gefährliche Unkräuter lassen sich ohne Pestizide nicht bekämpfen.

Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) weist die Ergebnisse der amtlichen Kontrollen für die Schweiz und Liechtenstein zusammen aus. Von den gemeldeten Proben im Jahr 2019 wurden 3140 Proben auf Pestizidrückstände untersucht. Die 1077 Proben von Produkten schweizerischer Herkunft wiesen dabei eine Beanstandungsquote von 2.7% auf, was wieder tiefer liegt als in den Vorjahren (2018: 3,2%, 2017: 6,5 %, 2016: 5,6 %; 2015: 6,5 %).

Hohe Sicherheitsmargen

Dabei ist zu berücksichtigen, dass der hier beschriebene gesetzliche Höchstwert für die Gesundheit von Konsumenten ohnehin nur eine begrenzte Aussagekraft hat. Für eine konkrete Gesundheitsgefährdung müsste der Rückstand von Pflanzenschutzmitteln den erlaubten Höchstwert um etwa das Hundertfache überschreiten. Denn die Behörden bauen hohe Sicherheitsmargen ein. Menschen müssten diese beanstandeten Lebensmittel in riesigen Mengen zu sich nehmen, um ihre Gesundheit tatsächlich zu gefährden. Das gilt auch beim Trinkwasser. Um die empfohlenen Grenzwerte zu überschreiten, müsste ein Mensch sehr tief ins Wasserglas schauen.

Blindspot-Artikel

Eine umfassend nachhaltige Lebensmittelproduktion und eine gesunde Ernährung sind komplexe Themenfelder. Es braucht die Betrachtung aus verschiedenen Blickwinkeln. Doch unliebsame Fakten kommen in der öffentlichen Diskussion häufig zu kurz. Wir beleuchten, was gerne im Schatten bleibt. So kommen die Zielkonflikte zur Sprache.

Pestizide machen Lebensmittel sicherer

Gerne wird in Konsumentensendungen und -magazinen auch unterschlagen, dass der Fund von mehreren verschiedenen Rückständen in Lebensmitteln nicht per se negativ zu werten ist. Was paradox klingt, ist einfach zu erklären. Moderne Pflanzenschutzmittel wirken immer spezifischer – zum Beispiel nur gegen bestimmte Schädlingsgruppen. In der Konsequenz müssen Landwirte mehrere verschiedene Wirkstoffe einsetzen, statt einfach mit einem alten Mittel alles inklusive Nützlinge zu «erschlagen». Das ist aus Umweltsicht positiv. Der einseitige Fokus auf Rückstände im Essen lässt ausser Acht, dass dieses gerade wegen Pestiziden sicherer für den Menschen wird, weil sie zum Beispiel krebserregende Mykotoxine verhindern. So gäbe es ohne Insektenschutz und Desinfektionsmittel – beides Pestizide – weniger Lebensmittelsicherheit.

Ähnliche Artikel

«Natürlich ist gesund, Chemie ist Gift»
Wissen

«Natürlich ist gesund, Chemie ist Gift»

Alles, was in der Natur vorkommt, ist gesund und synthetisch hergestellte Stoffe, also «chemische» Substanzen, sind giftig. Dieser Mythos ist schnell zu entkräften: In der Natur kommen viele hochgiftige Stoffe vor und gleichzeitig gibt es viele synthetisch hergestellte Substanzen, welche ungefährlich sind.

Glyphosat bietet viele Vorteile
Pflanzenschutz Wissen

Glyphosat bietet viele Vorteile

Glyphosat ist das bestuntersuchte Herbizid der Welt. Es wird hauptsächlich in der Landwirtschaft eingesetzt und dient Bauern dazu, Felder vor der Aussaat effizient und kostengünstig von unerwünschtem Pflanzenbewuchs zu befreien.

Fünf Mythen über Pestizide
Pflanzenschutz Medien

Fünf Mythen über Pestizide

Die österreichische «Kronen Zeitung» klärt über fünf Mythen zum Pestizideinsatz in der Landwirtschaft auf. Bezüglich der Toxizität gilt auch heute noch das Gleiche, was schon der Arzt Paracelsus wusste: Die Dosis macht das Gift.

Pestizide im Wasser: Die Quellen sind vielfältig und liegen näher, als wir denken
Wissen

Pestizide im Wasser: Die Quellen sind vielfältig und liegen näher, als wir denken

Eine neue nationale Studie zeigt: Die Belastung Schweizer Flüsse und Bäche mit Pestiziden hat komplexere Ursachen als bisher angenommen. Zwar stammen Substanzen weiterhin aus der Landwirtschaft, doch ein beträchtlicher Teil gelangt über andere Wege in die Gewässer.

Biotechnologie als Werkzeug für den Naturschutz
Wissen

Biotechnologie als Werkzeug für den Naturschutz

Neue genomische Technologien können helfen, bedrohte Arten zu retten – vom Kastanienbaum bis zum Weissen Breitmaulnashorn.

Das Gift und die Dosis – Grosse Panik um kleine Werte?
Wissen

Das Gift und die Dosis – Grosse Panik um kleine Werte?

Die Diskussion um Grenzwerte für chemische Rückstände in Wasser und Nahrung ist oft von Missverständnissen und Emotionen geprägt. Kaum ein anderes Thema zeigt so deutlich, wie sehr Wahrnehmung und Wissenschaft auseinanderdriften. Doch was bedeuten Grenzwerte wirklich? Der Agrarpolitik-Podcast und swiss-food.ch beleuchten im Herbst 2025 in einer fünfteiligen Reihe unseren Umgang mit Grenzwerten. Den Höhepunkt bildet zum Abschluss ein Live-Podcast vor Publikum am 5. November im Bogen F in Zürich.

«Ohne Gentechnik» geht gar nicht(s)!
Wissen

«Ohne Gentechnik» geht gar nicht(s)!

Politiker und Ökoverbände schüren seit Jahren Ängste vor einer Technologie, die schon seit Jahrzehnten dafür sorgt, dass Ressourcen und Umwelt geschont und Nahrungsmittel und Kosmetika besser werden. Es ist an der Zeit, mit dieser Verbrauchertäuschung Schluss zu machen.

Weitere Beiträge aus Wissen