Schnellere Zulassung für Pflanzenschutzmittel längst überfällig

Schnellere Zulassung für Pflanzenschutzmittel längst überfällig

Die Schweiz verbietet fleissig Wirkstoffe, die auch in der EU vom Markt genommen werden. Umgekehrt steht sie aber auf der Bremse: Moderne Mittel, die in den Nachbarländern zugelassen sind, bleiben hier blockiert. Das könnte sich nun endlich ändern. Die Wirtschaftskommission des Nationalrats hat einen entsprechenden Vorschlag angenommen.

Mittwoch, 20. August 2025

Die WAK-N will das Verfahren straffen: Mit 16 zu 9 Stimmen unterstützt sie die parlamentarische Initiative Bregy. Pflanzenschutzmittel, die in einem EU-Nachbarland, in Belgien oder in den Niederlanden bewilligt sind, sollen via vereinfachtes Verfahren schneller verfügbar werden – vorausgesetzt, die agronomischen und ökologischen Rahmenbedingungen sind vergleichbar. Eine Mehrheit befürwortet zudem, relevante Notfallzulassungen aus der EU zu übernehmen, damit Schweizer Betriebe bei akutem Schädlingsdruck nicht länger im Nachteil sind.


Auch der Bundesrat bewegt sich

Der Bundesrat hat die Totalrevision der Pflanzenschutzmittelverordnung verabschiedet. Das ist ein Schritt zu mehr Transparenz und effizienteren Abläufen. Es geht in die richtige Richtung, dennoch bleibt der Vorschlag des Bundesrats vieles schuldig. Das Korsett bleibt zu eng, wirklich mehr Tempo bei der Zulassung lässt sich daraus nicht ableiten. Darum bleibt die Umsetzung der Pa.Iv. Bregy wichtig und dringend.

Denn der Reformdruck ist hoch. Über 700 Pflanzenschutzmittel warten auf einen Entscheid. Gleichzeitig schrumpfte die Zahl verfügbarer Wirkstoffe deutlich; Notfallzulassungen stiegen zuletzt auf einen Rekordwert. Alte Substanzen verschwinden, neue – oft selektiver und umweltfreundlicher – kommen nicht nach. Das erhöht das Risiko von Ernteausfällen, etwa bei Zuckerrüben oder im Rebbau bei Mehltaubefall, und zwingt den Bund immer häufiger zu Ausnahmen.

Die Schweiz braucht ein schlankes, EU-kompatibles Zulassungssystem mit klaren Fristen und tragbaren Gebühren. Rascher Zugang zu modernen Mitteln reduziert Umweltbelastungen und stärkt die Versorgungssicherheit. Nun wird sich zeigen, wie Bundesrat und Verwaltung die Weichen stellen.

Noch unsicher, ob es eine schnellere Zulassung braucht? Dann lohnt sich ein Abo der Agrarmedien – die Realität springt ins Auge: Berichte über invasive und einheimische Schädlinge von der Kirschessigfliege über den Japankäfer bis zur Asiatischen Hornissen füllen die Blätter. Hier geht es zur «BauernZeitung». Und hier zum «SchweizerBauer».

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