Schnellere Zulassung für Pflanzenschutzmittel längst überfällig

Schnellere Zulassung für Pflanzenschutzmittel längst überfällig

Die Schweiz verbietet fleissig Wirkstoffe, die auch in der EU vom Markt genommen werden. Umgekehrt steht sie auf der Bremse: Moderne Mittel, die in Nachbarländern zugelassen sind, bleiben blockiert. Mit der Annahme der Änderung des Landwirtschaftsgesetzes hat der Nationalrat nun aber einen wichtigen Schritt für die schnellere Zulassung von Pflanzenschutzmitteln getan. Es bleibt zu hoffen, dass der Ständerat den nächsten Schritt tut.

Donnerstag, 11. Dezember 2025

Der Nationalrat hat ein wichtiges Signal gesetzt und die parlamentarische Initiative Bregy (Änderung des Landwirtschaftsgesetzes) in der Wintersession 2025 angenommen. Pflanzenschutzmittel, die in einem EU-Nachbarland, in Belgien oder in den Niederlanden bewilligt sind, sollen via vereinfachtes Verfahren schneller verfügbar werden – vorausgesetzt, die agronomischen und ökologischen Rahmenbedingungen sind vergleichbar. Eine Mehrheit befürwortet zudem, relevante Notfallzulassungen aus der EU zu übernehmen, damit Schweizer Betriebe bei akutem Schädlingsdruck nicht länger im Nachteil sind.


Auch der Bundesrat bewegt sich

Der Bundesrat hat die Totalrevision der Pflanzenschutzmittelverordnung verabschiedet. Das ist ein Schritt zu mehr Transparenz und effizienteren Abläufen. Es geht in die richtige Richtung, dennoch bleibt der Vorschlag des Bundesrats vieles schuldig. Das Korsett bleibt zu eng, wirklich mehr Tempo bei der Zulassung lässt sich daraus nicht ableiten. Darum bleibt die Umsetzung der Pa.Iv. Bregy wichtig und dringend.

Denn der Reformdruck ist hoch. Über 700 Pflanzenschutzmittel warten auf einen Entscheid. Gleichzeitig schrumpfte die Zahl verfügbarer Wirkstoffe deutlich; Notfallzulassungen stiegen zuletzt auf einen Rekordwert. Alte Substanzen verschwinden, neue – oft selektiver und umweltfreundlicher – kommen nicht nach. Das erhöht das Risiko von Ernteausfällen, etwa bei Zuckerrüben oder im Rebbau bei Mehltaubefall, und zwingt den Bund immer häufiger zu Ausnahmen.

Die Schweiz braucht ein schlankes, EU-kompatibles Zulassungssystem mit klaren Fristen und tragbaren Gebühren. Rascher Zugang zu modernen Mitteln reduziert Umweltbelastungen und stärkt die Versorgungssicherheit. Nun wird sich zeigen, wie der Ständerat die Weichen stellt.

Noch unsicher, ob es eine schnellere Zulassung braucht? Dann lohnt sich ein Abo der Agrarmedien – die Realität springt ins Auge: Berichte über invasive und einheimische Schädlinge von der Kirschessigfliege über den Japankäfer bis zur Asiatischen Hornisse füllen die Blätter. Hier geht es zur «BauernZeitung». Und hier zum «SchweizerBauer». Dass der Schutz der Kulturen in der Schweiz nicht mehr gewährleistet ist, schilderten am Swiss Food Talk vom 1. Juli 2025 auch drei Produzentenvertreter sehr drastisch.

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