Das Gift und die Dosis

Das Gift und die Dosis

Die Diskussion um Grenzwerte für chemische Rückstände in Wasser und Nahrung ist oft von Missverständnissen und Emotionen geprägt. Kaum ein anderes Thema zeigt so deutlich, wie sehr Wahrnehmung und Wissenschaft auseinanderdriften. Doch was bedeuten Grenzwerte wirklich? Der Agrarpolitik-Podcast und swiss-food.ch beleuchten im Herbst 2025 in einer fünfteiligen Reihe unseren Umgang mit Grenzwerten. Den Höhepunkt bildet zum Abschluss ein Live-Podcast vor Publikum am 5. November im Bogen F in Zürich.

Mittwoch, 8. Oktober 2025

Mit Grenzwerten soll die Gesellschaft vor zu starker Belastung mit potenziell giftigen Substanzen geschützt werden. Dank der Fortschritte in der Analytik können heute selbst kleinste Mengen von Rückständen nachgewiesen werden. Das führt dazu, dass Messwerte und ihre Bedeutung oft unterschiedlich interpretiert werden. Der Grat der ehrlichen Aufklärung zwischen Alarmismus und Verharmlosung ist schmal.

Dabei macht die Dosis das Gift. Das gilt für natürliche wie synthetische Stoffe gleichermassen. Rückstände alleine sagen noch nichts über eine Gefahr aus. Gleichzeitig geniessen «natürliche» Stoffe ein enormes Vertrauen – selbst wenn sie potenziell giftig sind. Ein Paradebeispiel dafür sind Pilzgifte.

Wie schwierig die Balance zwischen Sicherheitsdenken und praktischer Vernunft ist, bringt Roman Mazzotta, Länderchef Syngenta Schweiz, auf den Punkt: «Eine der gefährlichsten Sachen, die man machen kann, ist Autofahren. Da gibt es Abstandsregeln. Auf der Autobahn gilt ein Abstand zum nächsten Auto von 60 Metern. Das ist der ‹Grenzwert›. Für chemische Stoffe, die weder DNA-schädigend noch karzinogen sind, wird eine hundertfache Sicherheitsmarge auf diesen Grenzwert geschlagen. Übertragen auf den Autoverkehr müsste so ein hundertfacher Abstand von 6 Kilometern zum nächsten Auto eingehalten werden.»

In fünf spannenden Episoden diskutieren Expertinnen und Experten aus Toxikologie, Industrie, Behörden und Landwirtschaft, was Sicherheit wirklich bedeutet und welche Rolle Grenzwerte dabei spielen.


Die Podcastserie

Folgende Aufnahmen stehen bereits fest:

11. Oktober - Dr. Angela Bearth

Der Agrarpolitik-Podcast mit Dr. Angela Bearth über gefühlte Gefahren und tatsächliche Risiken. Angela Bearth hat einen Abschluss in Sozial- und Gesundheitspsychologie der Universität Zürich und ein Doktorat in Risikoforschung. Zurzeit ist sie unter anderem als leitende Sozialwissenschaftlerin am Schweizerischen Zentrum für angewandte Humantoxikologie der Universität Basel tätig.

18. Oktober - Dr. Lothar Aicher

Der Agrarpolitik-Podcast mit Dr. Lothar Aicher über Rückstände in unserem Alltag. Lothar Aicher ist Chemiker, arbeitete zunächst in der Pharmaforschung und später in der Chemie-/Agrarindustrie als Human Safety Assessment Manager. Seit 2010 ist er beim SCAHT (Schweizerischen Zentrum für Angewandte Humantoxikologie) als Toxikologe tätig.

25. Oktober - Dr. Michael Beer

Der Agrarpolitik-Podcast mit Dr. Michael Beer über Meldungen und Warnungen der Behörden. Michael Beer studierte Lebensmittelingenieurwesen und promovierte am Institut für Humanernährung der ETH Zürich. Seit 2014 leitet er die Abteilung Lebensmittel und Ernährung des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) und ist stellvertretender Direktor des BLV.

Das grosse Finale

5. November – Live-Podcast im Bogen F, Zürich ab 18.00 Uhr

Das Gift und die Dosis
Grosse Panik um kleine Werte

Die Krönung der Podcast-Serie bildet ein Live-Event, bei dem Fachleute, Konsumentenschützer und Industrievertreter über Grenzwerte debattieren. Moderiert wird der Anlass von Andreas Wyss, Gastgeber Agrarpolitik-Podcast.

Hier zum Event anmelden

Agrarpolitik – der Podcast ist auf allen gängigen Plattformen verfügbar. Hier gelangen Sie zur Übersicht. Hier geht es zu den aktuellsten Folgen.

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