Industry research for large-scale sustainability
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27.01.2024

Vertrauen schaffen

Liebe Leserinnen und Leser

«Rebuilding Trust» war das Motto des diesjährigen Weltwirtschaftsforums WEF in Davos. Eine rekordverdächtige Anzahl Staats- und Regierungschefs reisten an und tauschten sich mit Vertreterinnen und Vertretern von internationalen Organisationen, NGO sowie Wirtschaftsführern aus. Vertrauen entsteht aus persönlichen Kontakten – gerade in einer digitalisierten (KI-)Welt.

Der neue argentinische Präsident Javier Milei hat in seiner vielbeachteten Rede vor den Wirtschaftsführern am WEF ein paar historische Fakten in Erinnerung gerufen. Der Kapitalismus hat Wohlstand geschaffen und den Grossteil der Menschen aus der Armut befreit. Markus Somm hat die Rede im Nebelspalter-Memo zusammengefasst. «Um 1800 lebten 95 Prozent der Menschheit in tiefer Armut(...). Gegenwärtig gelten noch 5 Prozent der Weltbevölkerung als extrem arm.»

Armut heisst immer auch Hunger. Den Hunger zurückgedrängt hat die Entwicklung der globalen Landwirtschaft. Der Schweizer Agrarökonom Bernard Lehmann, Präsident des wissenschaftlichen Rates des UN-Komitees für Ernährungssicherheit, bezeichnete im Dezember gegenüber der «Weltwoche grün» die Leistungen der Landwirtschaft als fantastisch. «Die Bevölkerung hat sich seit Anfang der 1960 Jahre verdreifacht. Und die zur Verfügung stehende Landwirtschaftsfläche hat in dieser Zeit tendenziell abgenommen, vor allem wegen der Urbanisierung.» Gleichzeitig hat die Produktivität pro Hektar in den vergangenen siebzig Jahren um das 3,5-fache zugenommen. Verantwortlich für die Ertragssteigerungen ist die grüne Revolution mit Kunstdünger, konventioneller Sortenzüchtung (durch Hybridisierung und Mutagenese) und synthetischem Pflanzenschutz.

Die Produktivitätssteigerung muss weitergehen. Denn besiegt ist der weltweite Hunger noch nicht. Es gab sogar seit 2016/17 eine Trendumkehr. Und die Weltbevölkerung nimmt weiter zu. Gleichzeitig nehmen auch die Risiken für die Landwirtschaft zu: Das WEF schätzt in seinem Global Risk Report sowohl kurz- wie mittelfristig die Zunahme von Wetterextremen als hohes Risiko ein. Auf 10 Jahre hinaus schwingen gemäss WEF Risiken wie Biodiversitätsverlust und der Rückgang natürlicher Ressourcen obenaus. Kein Wunder, gewinnt die (wissenschaftsbasiert verstandene) Agrarökologie auch für Experten wie Bernard Lehmann an Bedeutung. Grosse Hoffnung setzt er in die neuen Züchtungstechnologien wie die Genom-Editierung CRISPR/Cas, die raschen Züchtungsfortschritt wahrscheinlich machen. Firmen wie Bayer und Syngenta setzen auf die Regenerative Landwirtschaft. Die Unterschiede zur Agrarökologie sind kleiner als man meinen könnte. Denn: Letztlich basiert der Erfolg der Landwirtschaft auch in Zukunft auf der Verbindung von guter Agrarpraxis, einem effizienten Umgang mit allen Ressourcen und der Nutzung von Innovationen. Und das braucht Vertrauen in eine faktenbasierte Evaluation von neuen Lösungen.

Kein Vertrauen geniesst im Moment die deutsche Regierung bei den Landwirtinnen und Landwirten. Zu tausenden fuhren sie in die Städte und demonstrierten gegen den Abbau von Unterstützungsgeldern für die Treibstoffverbilligung. Sie stiessen anders als wohl von Medien erwartet bei den Städtern auf Goodwill. Offensichtlich ist vielen Bürgerinnen und Bürgern klar, wer tagtäglich für ihre Ernährung krampft. Dies im Gegensatz zu vielen deutschen Medien, bei denen die NZZ die Unparteilichkeit vermisst.

Den Groll der Bauern einzig auf die Subventionskürzungen zu reduzieren, greift jedoch zu kurz. Während Jahren herrschte in der deutschen Lebensmittelverarbeitung und dem Detailhandel die Maxime «Geiz ist geil». Alle gaben den Preisdruck an das vorgelagerte Glied in der Lebensmittelkette weiter – allerdings nicht, ohne sich eine Scheibe von der Salami abzuschneiden. Den Bauern blieb dann bildlich gesprochen der Wurstzipfel.

Die «Greendeals» bestimmten plötzlich die agrarpolitische Agenda. Sie entstanden unter dem Druck einiger Skandale in Schlachthöfen und Metzgereiunternehmen. Und die Skandale hatten viel mit dem wachsenden Preisdruck zu tun. Zudem wurden sie durch die aggressive Vermarktung eines teilweise faktenfreien Natürlichkeitsfimmels verstärkt. Leider hatte niemand zu Ende gedacht. Staatliches Mikromanagement kommt nun noch obendrauf als Belastung für die Landwirte. Der deutsche Bauernvertreter Anthony Lee macht seiner Frustration Luft: «Wir können mit allem klar kommen, mit Trockenheit, mit Nässe, mit Hochwasser, mit Stürmen – das ist unser Berufsrisiko. Aber das grösste Risiko ist momentan die Politik. Sie ist so übergriffig.» Regulierungen machen es Landwirten immer schwerer, Lebensmittel zu produzieren: «Man nimmt uns einfach Pflanzenschutzmittel weg, 50% pauschal – wie man auf die Zahl kommt, kann uns auch keiner erzählen.» Das sei ungefähr so, wie wenn ein Arzt nur noch 50% der Medikamente zur Verfügung hätte – notabene mit der Erwartung, die gleiche Anzahl Patienten zu heilen. Er und seine Berufskollegen empfänden die Regulierungen als «völlig absurd und arrogant.»

Dass es mit solch massiven Einschränkungen beim Pflanzenschutz zu Ernteausfällen kommen muss, haben eigentlich diverse Studien gezeigt, so 2019 zum Beispiel eine Untersuchung des wissenschaftlichen Dienstes des EU-Parlaments. Doch niemand hat die Frage beantwortet, wie die nötigen Investitionen finanziert und wie der Verlust an Produktivität durch den Verzicht auf moderne Pflanzenschutzmittel kompensiert werden sollen. Denn am Ende hat die Nachhaltigkeit auch eine wirtschaftliche und eine soziale Komponente. Die Übung ist zum Scheitern verurteilt, wenn die Lebensmittel nicht oder nur in kleinen Mengen und schlechter Qualität produziert werden können. Und Scheitern ist auch garantiert, wenn die Konsumentinnen und Konsumenten gar nicht bereit oder imstande sind, höhere Preise zu bezahlen.

Anspruch und Wirklichkeit klafften und klaffen immer mehr auseinander – und die Landwirte und Bäuerinnen sind mitten in dieser Schere. So brachten die Budgetkürzungen der deutschen Regierung ein schon randvolles Fass zum Überlaufen. Das Vertrauensbarometer zwischen Politik und Landwirtschaft ist in Deutschland auf dem Tiefpunkt. «Rebuilding Trust» und mehr unternehmerische Freiheit wären das Gebot der Stunde. Statt Demonstrationen braucht es echte Diskussionen über Lösungen und weniger Staatseinfluss.

Und in der Schweiz? Auch hier gibt es Risse. Sie sind aber (noch) feiner als in Deutschland, dafür sind sie zahlreicher. In der Schweiz wie in Deutschland oder Frankreich hat sich die Politik auf das Mikromanagement festgelegt. Mit jeder Revision der Agrarpolitik ändern sich die Spielregeln – und das in einem Sektor, der auf Langfristigkeit ausgelegt und angewiesen ist. Investitionen amortisieren sich häufig erst über eine Dekade. Das hat zu einer komplett verästelten Regulierungssituation geführt und nur ausgewiesene Spezialisten überblicken jeweils einen Teil des Waldes, aber niemand den ganzen Dschungel.

Mit Verboten und Auflagen auf der Inputseite (wie zum Beispiel Pflanzenschutzmittel-Verbote, widersprüchlichen Auflagen zur Ausbringung von Hofdünger, Stilllegen von Ackerflächen zugunsten der Biodiversität) wird die Landwirtschaft überreguliert. Die effektive Wirkung solcher Auflagen wird aber oft gar nicht umfassend gemessen – denn das wäre bedeutend komplizierter. Die Folge: Der hektische Aktivismus verlangt oft nach umso hektischeren Korrekturmassnahmen. Dass es den Bauern vom Hin und Her nicht komplett schlecht wird, erstaunt und liegt wohl an ihrer Erdung – oder weil sie sich von der Auseinandersetzung mit der Natur Unvorhergesehenes gewohnt sind.

Doch ist Regulierung nur eine Seite der Medaille. Der Stellenwert der Landwirtschaft wird gerne kleingeredet, manchmal auch sehr subtil. Wenn ihnen ihr kleiner Wertschöpfungsanteil am Gesamt-BIP der Schweiz vorgerechnet wird, nagt dies an den Landwirten. Denn auch die Angestellten aller wertschöpfungsintensiven Branchen sind auf Essen angewiesen. Und ihre Industrie- oder Bürojobs könnten sie ohne produktive Landwirtschaft nicht ausüben, sondern wären selber in der Landwirtschaft beschäftigt. Eine unproduktive Landwirtschaft wäre auch für Klima und Biodiversität schädlich: Viel zu viele Flächen müssten unter den Pflug genommen werden.

Matthias Benz nimmt in der NZZ die Bauernproteste als warnendes Beispiel für alle, die sich in Staatsabhängigkeit begeben. Abhängigkeit beschneidet die Freiheit und der Staat will mitreden. Benz nimmt die Proteste auch zum Anlass, um Kostenwahrheit für die Landwirtschaft zu fordern. Das scheint auch nötig: So sagt Jungbauer Büchi in der Sonntagszeitung: «Ich arbeite für einen Stundenlohn von CHF 8.30». Und weiter: «Die Mehrheit der Bauern findet: Wir hätten lieber einen fairen Preis für unsere Produkte als Subventionen».

Doch die Realität sieht anders aus: Schweizer Bäuerinnen und Bauern sollen den Markt mit ausgezeichneten Lebensmitteln versorgen, Unternehmertum an den Tag legen und gleichzeitig immer höhere ökologische Auflagen erfüllen, schreibt David Rüetschi, Geschäftsführer der Schweizerischen Vereinigung für einen starken Agrar- und Lebensmittelsektor (SALS) in einem Gastkommentar in der NZZ am Sonntag. Allerdings scheine der staatliche Blick nach wie vor eingeschränkt auf die ökologische Nachhaltigkeit. Die beiden ebenso wichtigen Dimensionen der ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit fänden kaum Beachtung. Das sei verheerend. Denn keine Massnahme könne auf die Länge Bestand haben, wenn sie nicht rentiert. Zu stark sei der Preisdruck bei den Lebensmitteln.

Rüetschi lässt es nicht bei diesen Aussagen bewenden. Er stellt ein Set von Indikatoren vor, mit welchem die Nachhaltigkeit in allen drei Dimensionen gemessen werden kann. Alle Akteure der Wertschöpfungskette werden berücksichtigt. So könnten Zielkonflikte erkannt und analysiert werden. Das ermögliche dem Bund, Ziele festzulegen, die in Eigenverantwortung von den Akteuren umgesetzt werden. Der Index soll sicherstellen, dass die Probleme nicht von einer Stufe der Wertschöpfungskette in die andere oder ins Ausland verschoben werden. Ein interessanter Ansatz mit Potential zur Vertrauensbildung. Dranbleiben lohnt sich.

Ihre swiss-food Redaktion

27.01.2024

Créer la confiance

Chère lectrice, cher lecteur,

« Rebuilding Trust » : tel était le thème du Forum économique mondial de cette année. Un nombre record de chefs d’État ou de gouvernement avaient fait le déplacement de Davos pour s’entretenir avec des dirigeants économiques et des représentants d’organisations internationales et d’ONG. La confiance naît des contacts personnels. Qui plus est dans un monde numérisé.

Dans son discours très remarqué, le nouveau président argentin Javier Milei a rappelé quelques faits historiques. Le capitalisme a créé de la richesse et sorti de la pauvreté la grande majorité des gens. Dans le Nebelspalter, on trouve un résumé de ce discours sous la plume de Markus Somm. « Aux alentours de 1800, 95% de l’humanité vivait dans une grande pauvreté (...). Aujourd’hui, l’extrême pauvreté ne touche plus que cinq pour cent de la population mondiale. »

La pauvreté et la faim vont toujours de pair. Le développement de l’agriculture mondialisée a fait reculer la famine. En décembre, le président du Conseil d’experts du Comité de la sécurité alimentaire mondiale, l’agronome suisse Bernard Lehmann, qualifiait de fantastiques les progrès accomplis dans l’agriculture. « La population mondiale a triplé depuis le début des années 60, alors que dans le même temps, la surface agricole disponible a eu tendance à diminuer en raison principalement de l’urbanisation. » En soixante-dix ans, la productivité par hectare a été multipliée par 3,5. La hausse des rendements est à porter au crédit de la révolution verte, incluant les engrais de synthèse, les méthodes de sélection conventionnelle (par hybridation et mutagénèse) et les produits phytosanitaires de synthèse.

Les hausses de productivité doivent se poursuivre. Car la faim dans le monde n’est pas encore vaincue. Depuis 2016/17, il s’est même produit un renversement de tendance. Pendant ce temps, la population mondiale continue d’augmenter. Les risques pour l’agriculture se multiplient aussi : dans son Global Risk Report, le WEF considère que la multiplication des événements météorologiques extrêmes pose un risque élevé à court et à moyen terme. Selon le WEF, les risques les plus importants à dix ans sont la perte de la biodiversité et le recul des ressources naturelles. Il n’est donc pas étonnant que l’agroécologie augmente en importance, y compris pour des experts comme Bernard Lehmann. Ce dernier fonde de grands espoirs sur les nouvelles méthodes de sélection, à l’instar de l’édition génomique CRISPR/Cas, qui rendent vraisemblables de rapides progrès en la matière. Des entreprises comme Bayer et Syngenta misent sur l’agriculture régénératrice. Les différences avec l’agroécologie sont plus faibles qu’on pourrait le croire. En effet, le succès de l’agriculture repose finalement aussi sur une combinaison astucieuse des bonnes pratiques agricoles, une gestion efficace de toutes les ressources et l’exploitation des innovations. Cela nécessite de faire confiance à l’évaluation factuelle des nouvelles solutions.

En ce moment, le gouvernement allemand n’a pas la confiance des agriculteurs. C’est par milliers qu’ils descendent dans la rue pour manifester contre la fin des subventions aux carburants. Contre toute attente, ils bénéficient d’un fort capital de sympathie auprès des citadins. Manifestement, de nombreux citoyens savent qui se démènent au quotidien pour garantir leur alimentation. Ce qui n’est pas le cas de nombreux médias allemands, d’une absence d’impartialité regrettable.

La fin des subventions n’explique pas à elle seule le mécontentement paysan. Pendant des années, le « Geiz ist geil » (plus radin, plus malin) a régné en maître dans l’industrie agroalimentaire allemande. Chaque participant a répercuté la pression sur les prix sur l’acteur en amont de la chaîne agroalimentaire, non sans se couper une tranche du salami. Pour les agriculteurs, il n’est resté plus que le bout.

Les « greendeals » dominent soudainement l’agenda de la politique agricole. Ils sont apparus à la suite de plusieurs scandales dans des boucheries et des abattoirs. Et ces scandales étaient en grande partie liés à la pression de plus en plus grande sur les prix. Ils ont été aggravés par la commercialisation agressive d’une image d’Epinal souvent éloignée de la réalité. Malheureusement, personne n’a poussé la réflexion jusqu’au bout. La gestion gouvernementale à la petite semaine devient soudainement une charge pour les agriculteurs. Anthony Lee, leader de la cause paysanne, ne cache pas sa frustration : « On peut tout gérer : la sécheresse, l’humidité, les crues, les tempêtes. Cela fait partie du risque de notre profession. Mais le plus grand risque en ce moment, c’est la politique. Elle est envahissante. » Les réglementations pèsent sur la production agricole : « On nous enlève la moitié des produits phytosanitaires. Pourquoi la moitié, personne ne peut nous l’expliquer. » C’est un peu comme si un médecin n’avait plus que 50% des médicaments à sa disposition, mais que l’on attendait de lui qu’il guérisse le même nombre de patients. Lui-même et ses confrères estimeraient que ces réglementations sont complètement absurdes et arrogantes. »

De fait, diverses études ont montré qu’il faut s’attendre à des pertes de récolte avec de telles coupes dans l’éventail des produits phytosanitaires. C’est le cas par exemple d’une étude du Service scientifique du Parlement européen. Par contre, personne n’a précisé comment financer les investissements nécessaires, ni comment la perte de productivité résultant de l’abandon des produits phytosanitaires modernes doit être compensée. Car en fin de compte, le développement durable a aussi une dimension économique et sociale. L’exercice est voué à l’échec lorsque les produits alimentaires ne peuvent pas être produits, ou qu’ils ne peuvent l’être qu’en petite quantité de mauvaise qualité. Enfin, l’échec est aussi garanti lorsque les consommateurs ne veulent pas ou ne peuvent pas payer des prix plus élevés.

L’écart entre les exigences et la réalité s’est creusé et se creuse toujours davantage. Les agriculteurs sont pris en étau. Les coupes budgétaires du gouvernement allemand ont fait déborder un baril déjà plein à ras bord. En Allemagne, l’indice de confiance entre la politique et l’agriculture est au plus bas. Restaurer la confiance et accorder une plus grande liberté d’entreprise devraient être une priorité. En lieu et place des manifestations, il faut de vraies discussions sur les solutions et une moins grande influence étatique.

Et en Suisse ? Des fissures aussi apparaissent. Certes, elles sont (encore) plus petites qu’en Allemagne, mais elles sont plus nombreuses. En Suisse, comme en France ou en Allemagne, la politique gouverne à la petite semaine. Les règles du jeu sont modifiées à chaque révision de la politique agricole, et ce dans un secteur qui est orienté et qui a besoin du long terme. Les investissements ne sont souvent amortis qu’après une décennie. Avec pour résultat une situation réglementaire kafkaïenne, où seuls des spécialistes chevronnés ont une vue sur une partie de la forêt, mais jamais sur la jungle tout entière.

Dans l’agriculture, les interdictions et les prescriptions côté input sont légion (p.ex. interdictions des produits phytosanitaires, prescriptions contradictoires concernant l’épandage des engrais de ferme, mise en jachère de terres arables au profit de la biodiversité). L’efficacité réelle de ces prescriptions n’est souvent pas du tout mesurée dans sa globalité, car cela serait très compliqué. Avec pour conséquence que l’activisme frénétique appelle souvent des mesures de correction encore plus frénétiques. Que ce va-et-vient ne rende pas malades les agriculteurs est étonnant. S’ils tiennent le coup, c’est certainement parce qu’ils ont solidement les pieds sur terre ou parce qu’ils sont habitués à être confrontés aux aléas de la nature.

La réglementation n’est qu’un revers de la médaille. La place de l’agriculture est volontiers minimisée, parfois aussi de façon très subtile. Lorsqu’on les confronte à la faible part de l’agriculture dans le PIB total de la Suisse, les agriculteurs ont mal. Car les employés de toutes les branches à forte création de valeur ont besoin de manger. Et ceux-ci ne pourraient pas exercer leur activité dans l’industrie ou le tertiaire sans une agriculture productive. Non, ils seraient aussi occupés dans l’agriculture. Une agriculture improductive serait dommageable aussi pour le climat et la biodiversité : beaucoup trop de surfaces devraient être passées à la charrue.

Selon Matthias Benz, qui s’exprimait dans les colonnes de la NZZ, les protestations des agriculteurs ont valeur d’avertissement pour tous ceux qui se mettent sous le joug de l’État. La dépendance restreint la liberté et l’État veut avoir son mot à dire. Pour M. Benz, les protestations doivent servir à exiger la vérité des coûts pour l’agriculture. Il semble que cela soit nécessaire : dans la Sonntagszeitung, un jeune agriculteur annonce gagner 8 francs 30 de l’heure. La majorité des agriculteurs préféreraient des prix justes à des subventions, déclare-t-il.

Mais il en va autrement dans la réalité : les agriculteurs doivent offrir d’excellents produits, faire preuve d’esprit d’entreprise et, simultanément, respecter des standards écologiques toujours plus sévères, écrit David Rüetschi, secrétaire de l’Association suisse pour un secteur agroalimentaire fort (ASSAF) dans une tribune publiée dans la NZZ am Sonntag. L’optique étatique semble toutefois continuer de se limiter à la durabilité écologique. Selon lui, les deux dimensions tout aussi importantes de la durabilité économique et sociale n’intéressent guère. C’est catastrophique. Car aucune mesure ne peut être maintenue durablement si elle n’est pas rentable. Dans l’agroalimentaire, la pression sur les prix est trop forte.

David Rüetschi n’en reste pas là. Il travaille à un set d’indicateurs permettant de mesurer la durabilité dans ses trois dimensions. Tous les acteurs de la chaîne de création de valeur sont englobés. Les conflits sur les objectifs pourraient de la sorte être détectés et analysés. Cela permettrait à la Confédération de fixer des objectifs que chaque acteur remplirait sous sa responsabilité. L’indice garantirait que les problèmes ne sont pas répercutés d’un niveau à l’autre de la chaîne de création de valeur ou transférés à l’étranger. Une proposition intéressante qui a le potentiel de créer la confiance. Il vaut la peine de se battre.

La rédaction de swiss-food

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